Genau genommen wird das Johannes-Brahms-Konservatorium in Hamburg gleich zweimal gegründet: 1908 von Walter Armbrust unter dem Namen ›Brahms-Konservatorium‹ und 1980 unter dem heutigen Namen.
1920 übernimmt Raphael Seligmann-Ferara die Leitung des Brahms-Konservatoriums. Der jüdische Direktor stemmt sich jahrelang gegen Repressalien und die zunehmende persönliche Bedrohung durch die Nazi-Herrschaft.
1939 ist er endgültig zur Flucht in die USA gezwungen. Das Konservatorium, das ihm so am Herzen lag, wird während des Zweiten Weltkriegs von einer Bombe getroffen und vollständig zerstört.
1977 gründet das Musiker-Ehepaar Juan Carlos und Johanna Reitze de la Maza in Hamburg seine Musikschule, die den Grundstein für das heutige Johannes-Brahms-Konservatorium legt. Von der tragischen Geschichte des Brahms-Konservatoriums wissen sie zu diesem Zeitpunkt noch nichts.
Santiago de Chile, Ende der 50er Jahre. Der Chilene Juan Carlos Reitze de la Maza ist schon als Teenager ein hochtalentierter Gitarrist – und begeistert von klassischer Musik, ganz besonders von der chilenischen Gruppe Illapu, von Johann Sebastian Bach und von Johannes Brahms. Im Radio hört er regelmäßig die Sendung »Bach, Beethoven, Brahms«.
Seine Tourneen führen Juan Carlos Reitze de la Maza unter anderem nach Chillán, der Geburtsstadt von Claudio Arrau, nach Paris, Panama, Kolumbien und nach San José in Costa Rica, wo er als Nachfolger von María Luisa Anido einen Lehrauftrag bekommt.
1969 kommt Juan Carlos Reitze de la Maza nach Deutschland, um seinen in Hamburg lebenden Bruder zu besuchen und hier seine musikalische Ausbildung zu vervollkommnen.
In Hamburg, der Geburtsstadt von Johannes Brahms, sucht Juan Carlos Reitze de la Maza 1969 vergeblich ein Brahms-Institut. Am Blankeneser-Konservatorium – dem heutigen Hamburger Konservatorium – unter der Leitung von Professor Peter Hartmann bildet er sich weiter und ist gleichzeitig als Lehrer tätig. Dort lernt er auch seine spätere Frau Johanna Carlberg kennen, eine in Hamburg geborene junge Sängerin und Geigerin. Beide erhalten ein Stipendium der Oscar-und-Vera-Ritter-Stiftung.
Die Schülerschar der beiden Musiker wächst rasch an, und so eröffnen Juan Carlos und Johanna Reitze de la Maza 1977 eine eigene Musikschule mit den Fächern Gitarre, Gesang, Violine und Klavier. Ihre Verehrung für Johannes Brahms und die Liebe zu seiner Musik entwickeln sich im Verborgenen zu ihrem Traum, ein Johannes Brahms-Konservatorium zu gründen.
1980 eröffnen sie gemeinsam das Johannes Brahms-Konservatorium in Hamburg und machen es zu einer Ausbildungseinrichtung, die aus einer kleinen Zelle zu einem staatlich anerkannten und international beachteten Institut mit einem breiten Angebot der Ausbildungsfächer gewachsen ist.
2024 übernimmt Vincent Reitze de la Maza das Lebenswerk seiner Eltern. Vincent führt das Johannes-Brahms-Konservatorium ganz im Sinne seiner jahrzehntelangen Tradition: familiär und persönlich, weltoffen und bedacht auf höchste Qualität, die internationalen Standards entspricht.